Sonntag, Mai 6

Tag 5: Day-Off, Campingstudien

Es gibt ja unzählige Möglichkeiten zu campen, kann man sich gar nicht vorstellen. Darum möchte ich meine hier am Campingplatz gewonnenen Eindrücke teilen.
Zuerst die Einteilung nach Nationen.

Der Holländer:
Wohl die Campingnation schlechthin, hier aber nicht vertreten. Dem Gebirgsösterreicher aber ohnedies ausreichend bekannt, wenn so ein Flachländer mit rauchender Kupplung vergebens versucht sein Gespann eine Passstraße hinaufzuquälen um dann beim nächsten Service auch gleich die Bremsen richten zu lassen, weil ja auch bergab problematisch.

Der Deutsche:
Unter den hier anwesenden ca 20 Campern die größte Gruppe. Sofern aus Bayern, bekundet die dazugehörige Flagge die Liebe zum Freistaat. Da heute Sonntag, wird das Allerheiligste, also das Mobil, geputzt und auf Hochglanz poliert. Ohne Sonnenbrille Erblindungsgefahr. Die Teleskopleiter wird ausgefahren um selbst das Dach zu inspizieren und die Satelliten-Schüssel penibelst nachjustiert um für das Hauptabendprogramm gerüstet zu sein. Weil heute ja Sonntag, sprich Tatort.

Der Brite:
Nach dem Deutschen die hier am zweitstärksten vertretene Gruppe, dafür aber die mit Abstand am lauteste. Reist mit Bus plus Wohnwagen und in Familienclans, welche sich untereinander aber nicht so gut verstehen und denen somit durch nächtliche Ruhestörung bis 2:00 Uhr morgens inklusive Polizeieinsatz der Zorn der restlichen Camping-Gemeinde sicher ist.
Zum Glück heute alle abgereist, weil heute ja Sonntag, sprich Tatort.

Der Österreicher:
Verhält sich ruhig, macht sich so seine Gedanken, trinkt Kaffee, raucht, und versucht sich in nonverbaler Freundlichkeit um nicht mit anderen in einen Sprachtopf geworfen zu werden.

Nun zu den unterschiedlichen Typen des Camping.

Der Individualreisende (also ich):
Minimal unterwegs, auf das Nötigste reduziert, halt alles was man mit Hilfe von Packtaschen und Gepäckträger auf ein Fahrrad schnallen kann. Für ihn fällt Tatort heute aus, ob Sonntag oder nicht.

Der VW-Bus Tourist:
Meist mit zusätzlichem Wohnzelt für das Campinggestühl verdoppelt er seine Stellfläche um platztechnisch mit den folgenden Gruppen einigermaßen mithalten zu können und es abends vor Wind, Wetter und Mosquitos geschützt und gemütlich zu haben. Tagsüber selten am Campingplatz anzutreffen, da Ausflüge mit dem extra dafür mitgebrachten Falträdern die Urlaubsplanung bestimmen. Eine Evolutionsstufe darüber  der VW-Bus mit leichtem Anhänger, da auch die Liegestühle, der Gasgrill und die Satelliten-Schüssel samt Stativ mit müssen. Weil heute ja Sonntag, sprich Tatort.

Der Wohnwagen und Wohnmobil-Kapitän bis 3,5t:
Eigentlich ja zwei ganz unterschiedliche Fahrzeuggattungen, wenn aber einmal abgestellt, sind die Unterschiede zu gering um von verschiedenen Gruppen zu sprechen. Er verbringt die wohlverdiente Ruhezeit in Campingstühlen vor seinem Gefährt, um die Investition der Pensionierungs-Abfindung auch richtig auszukosten. Die Satelliten-Schüssel ist am Dach montiert, somit wird auf dem freigewordenen Stativ eine Wäschespindel appliziert. Falls nicht, wird das eigene Refugium durch die gespannte und bestückte Wäscheleine wirkungsvoll abgegrenzt.

Der Luxus-Camper bis 7,5t:
Auch hier ist zumindest ein Vertreter dieser Spezies anzutreffen. Seinen anscheinenden Lottogewinn stellt er offen zur Schau, ohne jedoch arrogant zu wirken, großes Camper-Ehrenwort. Das Vehikel ein bis zum geht nicht mehr aufgemotzter 7,5-tonnen-Lkw, ausgestattet mit Allem was das Herz begehrt. Die Wohnfläche größer als so manche Zweizimmerwohnung. Dem nicht genug, parkt direkt dahinter das sportliche Kleinwagen-Cabrio für den Einkauf des täglichen Bedarfs und Spritztouren zu den lokalen Sehenswürdigkeiten. Nachmittags wird C(h)ampus serviert, das Vorgarten-mobiliar mindestens 3 Mal so schwer wie meine gesamte Ausrüstung. Die mitreisenden Kleinhunde werden zur sportlichen Ertüchtigung der Herrchen im Tour-de-France-Trikot mit dem E-Bike samt Anhänger äusserln geführt. Die Bildschirm-Diagonale des vollintegrierten Heimkino-Flatscreens übertrifft die Dimension meiner Touring-Bike-Reifen bei weitem. Weil heute ja Sonntag, sprich Tatort.

1 Kommentar:

  1. Sers Alter,

    bin erst heute wieder aus dem Glücksgartenrollrasenverlegewahnsinn ins Büro gekommen, deshalb auch erst jetzt den Link gesehen!
    Klingt a bisserl nach Jakobsweg auf Rädern..... und sowas tut manchmal richtig gut... wünsch Dir viele gute Eindrücke, Erlebnisse und Erkenntnisse..... Bis die Tage!

    Gunz

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