Samstag, Mai 12

Tag 10: Ein Schiff wird kommen

Da ich Französisch in der Früh sprachlich ja überhaupt nicht aushalten, Zelt abgebaut, Gepäck aufs Rad gezurrt, Abfahrt 8:00 Uhr, ohne Kaffee. Das erste Mal auf dieser Tour hab ich im Zelt so wirklich gut geschlafen. So habe ich auch nicht mitbekommen, dass mein Fahrrad in der Nacht umgefallen ist. Zum Glück nicht aufs Zelt, sondern auf die andere Seite. Darum ist links jetzt auch der Bremshebel leicht verbogen. Die Bremse aber noch intakt. Bis aufs Vorderlicht auch sonst noch alles dran, trotz Rüttelpisten und Ballast. Das Gehäuse vom Licht ist mir schon irgendwo an der Grenze zu Kroatien abgebrochen. Einen Kabelbinder und 2m Isolierband war alles wieder wo es hingehört, und funktionstüchtig. Ein Ausfall wäre fatal, da das Licht, vom Nabendynamo gespeist, das Telefon mit Strom versorgt. Kein Strom, kein Navi, kein Blog. Nur das Rücklicht funktioniert nicht mehr so wie es soll, ist aber nicht weiter schlimm, da habe ich noch so ein Blinki-Blinki-Aufsteckding mit.
14:00 Uhr. Vor 2 Stunden, bei einer Zigarettenpause im Schatten eines Baumes hielt ein Traktor und der Fahrer hat versucht mir in sehr bruchstückhaftem  Englisch bezüglich der Route irgendwas zu erklären. Alles was ich verstand war "Bridge". Jetzt, 2 Stunden später, ist alles klar. Diese Brücke gibt es nicht. Zum anderen Ufer wird mittels Fähre übergesetzt, alle 3 Stunden, natürlich um eine halbe Stunde versäumt. Die schlechte Nachricht, mein Tagesziel werde ich trotz der heute bereits 65 gestrampelten Kilometer nicht mehr erreichen. Die Gute: Kaffee, Bier, Salat, Cevapi, Bier,...
21:00 Uhr, Vienko Gradishcie. Beim warten auf die Fähre sind auf einmal 4 lustige Italiener aufgetaucht, mit ihnen bin ich bis hierher geradelt, sie noch weiter in die nächste Ortschaft, wo sie bereits ein Hotel gebucht haben. Ihre Tour zu den griechischen Göttern, sprich Berg Athos ist komplett durchgeplant, so mit gebundenem Tourbuch und allem. Respekt. Mir ist dann aber doch die Variante der österreichischen Gemütlichkeit lieber. Auf alle Fälle haben sie mir wertvolle Tipps für die Rückreise gegeben, und mich in meiner Wahl des Favoriten bestärkt. Die Fernbus-Variante wird's wohl werden.
Der Campingplatz hier ist Culture-Clash vom feinsten. Der Ort an sich der touristischte bisher in Serbien, sprich Ballermann für Belgrad und Umgebung. Der Betreiber ist im 22. Wiener Gemeindebezirk aufgewachsen, mit abgeschlossener Gastronomiefachmann-Ausbildung im Ersten. Da wird dann gleich einmal Heineken serviert. Der Keller war dann aber sehr erfreut, dass ich lokale Biere bevorzuge. Mit perfektem Serbian-Slapstick-Monty-Python-English inklusive dazugehöriger Mimik und Gestik hat er beim einschenken auf die exzellente Qualität des Jelen-Bier, mir bereits wohl bekannt, hingewiesen. Prost.

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