Samstag, Mai 26

Tag 24: The Final Countdown

Abfahrt 6:00 Uhr. Frühstück was die Tankstelle halt so zu bieten hatte, inklusive lustiger Konversation mit dem Tankwart. Er kein Wort Englisch, ich kein Wort Rumänisch. 90 Kilometer liegen noch vor mir, einen guten Teil davon will ich noch vor der Mittagshitze schaffen, gestern hatte es schon 35 Grad.
Pünktlich um 12:00 Uhr hab ich die nördlich von Konstanta gelegene Tourismus-Hochburg Mamaia erreicht. Hinter der Strandpromenade mit einer Bar nach der anderen, welche sich gerade für den Saisonstart rüsten, wird gebaut wie wild. Eine Hotelburg nach/vor/neben der Anderen.  Erstmal essen, das Rad beim Restaurant stehen lassen, das erste Mal zum Strand, zumindest die Füße ins Meerwasser halten. Irgendwie habe ich das Gefühl, es handelt sich um einen See, wenn auch einen großen. Da hilft auch die aufdringliche Cafe del Mare Beschallung nichts.
Der plötzliche Wandel von Landwirtschaft auf Tourismus-Hochburg ist ein ziemlicher Schock. Was sich nicht verändert hat sind die unasphaltierten Verbindungswege zwischen der 6 spurigen Hauptstraße, Strand und Bettenburgen und der allgegenwärtige Müll. Eine Mischung aus Dubai und Ostblock.
Da bis zum Einchecken in der Unterkunft noch ausreichend Zeit bleibt, erstmal zum alten Casino direkt am Meer. Das Ziel meiner Reise. Architektonisch eine Mischung aus Jugendstil und Fels in der Brandung. Zu meiner Überraschung findet diese Woche eine Ausstellung im Casino statt, wobei Ausstellung relativ. Zumindest kann ich so ins eigentlich gesperrte denkmalgeschützte Gebäude, wobei Denkmalschutz relativ. Die Räumlichkeiten muss ich mir lediglich mit 2 anderen Touristen und den unzähligen Tauben teilen.
Was ich bisher vollkommen und erfolgreich ignoriert habe ist die Heimreise. Als ich zur Agentur im Busbahnhof komme hat diese bereits geschlossen und sperrt erst wieder am Montag auf. Laut Auskunft der Telefonzentrale geht der nächste Bus nach Graz am Donnerstag. Also erstmal bis Montag im Hotel und dann sehen ob Wien oder Maribor früher geht.

Tag 23: Danube Delta Blues

Nach 10 Kilometern im Hafen von Tulcea gefrühstückt. Bootsfahrten ins Delta starten alle um 10:00 Uhr. Hab ich natürlich knapp versäumt. Nicht dass einer um 11:00 starten würde um   all die Zuspätgekommen aufzusammeln, nein, das nächste Mal fahren alle um 15:00 Uhr. Alle. Also leider ausgelassen, da ich heute noch ein paar Kilometer schaffen möchte. Einen der seltenen Campingplätze habe ich ausglassen, der Ort war jetzt nicht so prickelnd. Das einzige Lokal eine Pizzeria, die ich auch teste und bei der ersten Pizza das Geheimnis lüften konnte, warum zu den Pizzen immer Ketchup serviert wird. Es fehlt schlicht und einfach die Tomatensauce-Basis. Andere Länder, andere Sitten.
Nach 50 Kilometern die erste Unterkunft angesteuert, aber das Fenster ging nicht ins Freie, sondern in eine Halle mit allerlei Gerümpel. Obwohl der Kaffee ausgezeichnet weitergeradelt. Nach nächstem Schild mit Pension auf der Route Ausschau gehalten. Gefunden ein paar Kilometer später, eine Tankstelle mit Zimmer. Auf den ersten Blick nicht sehr prickelnd, aber Glückstreffer. Großes Zimmer, großes Bad, riesen Terrasse, 3 Tankstellen-Kühlschränke voller Hopfengold.

Donnerstag, Mai 24

Tag 22: What Condition My Condition Was In

Und gut war's. Das auf der Karte verzeichnete Hotel war ein Restaurant mit ausgezeichnetem Espresso und Omlett, Zimmer gibt es dort aber keine. Bis in die nächste Stadt wären es noch gut 20 Kilometer mit einigen gemeinen Steigungen gewesen. Ausgeruht und vom Frühstück gestärkt aber locker bewältigbar.
Die Nacht war wie erhofft angenehm ruhig, in der Früh zogen in 50 Meter Entfernung eine Schafherde vorbei. Die Gesamtsituation fast schon zu idyllisch um als Abenteuer durchzugehen. Wie aus dem Prospekt.
Wer auf der Fahrt entlang eines Stromes glaubt, wie ich bei der Planung, da geht's flach dahin, der irrt, und zwar gewaltig. Kein noch so kleiner Hügel wird da straßenbautechnisch ausgelassen. Die kleineren gehen sich mit etwas Glück mit Kurven und Verkehr mit dem Schwung der vorherigen Abfahrt zu 2/3 ihnen all zu große Anstrengung aus. Wird es höher, geht's in Serpentinen hinauf, da würde selbst ein Hödlmoser-Bergsteirer ungläubig den Kopf schütteln. Ich schwöre bei den Schutzkappen meiner Ventile, nie mehr werde ich Plisi auslachen wenn er postuliert: "Es Buagnlound ist net floch!"
Kurz vor Tulcea die selbe Situation wie in Belgrad. Wie aus dem Nichts eine Pension mit Restaurant, perfekt. Auf Zimmersuche in einer Großstadt hatte ich heute sowieso nicht nicht mehr viel  Lust. Da die restliche Strecke für einen Tag gerade etwas zu lang ist, macht es auch nichts aus heute ein paar Kilometer früher als geplant Schluss zu machen.

Tag 21: Pasta Bicicleta

ÜberDen ganzen Tag nur auf asphaltierten Straßen unterwegs. Klingt erstmal gut, nur Puckelpisten gelten ja auch als präpariert. Obwohl die Landschaft etwas flacher wurde, hält sie dennoch genug Steigungen bereit. Laut Planung hätte die gesamte Strecke insgesamt 1800 Höhenmeter bergauf beinhaltet. Ich habe das Gefühl allein in den letzten Tagen habe ich ein Vielfaches davon bewältigt. Aber die Aussichten sind das allemal wert. Da die Abfahrten viel schneller gehen sind die Erholungsphasen zu kurz um für die nächste Steigung bereit zu sein. Da hilft es am "Gipfel" eine Verschnaufpause einzulegen und den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Bei genau so einer Verschnaufpause fällt auf einmal die Halterung des Telefons auseinander! Vorbei mit ständig aufs Navi schauen, das Telefon kommt oben auf in die Lenkertasche. Immer alles positiv sehen, wenigstens nicht auf der Fahrt, eher unwahrscheinlich dass das Telefon dies überlebt hätte. Wie schon erwähnt, kein Telefon heißt kein Navi, kein Blog, kein Wörterbuch, kein...
Im Laufe des Tages bin ich an vielen Gebäuden vorbeigekommen, welche als Unterkunft in der Karte verzeichnet waren, wo die letzten Gäste aber schon vor mindestens 20 Jahren ausgecheckt haben. Deshalb habe ich sehr daran gezweifelt, ob es mein angepeiltes Ziel überhaupt gibt.
Um 19:30, nach 110 Tageskilometern, auf einer Anhöhe, ein Naturschutz-Gebiet mit niedrigem Baumbewuchs. Dahinter eine kleine Wiese. So habe ich den Wunsch nach Dusche und Bier Wunsch sein lassen , das Rad über die angrenzende Weide geschoben und mein Zelt aufgebaut. Bevor es finster wird noch schnell die Campingküche angeworfen. Zum Abendessen gab's Pasta Bicicleta.

Rezept Pasta Bicicleta:
Nudeln in Salzwasser mit einem Schuss Olivenöl bissfest kochen. Kurz vor Ende der Kochzeit getrocknete Zwiebel hinzufügen. Circa 2/3 des Kochwassers abgießen, reichlich Tomatenmark und Thunfisch aus der Dose unterrühren. Nach Belieben würzen und kurz ziehen lassen. Mahlzeit. Für einen authentischen Geschmack wird ein Gaskocher und Alu-Geschirr empfohlen.

Montag, Mai 21

Tag 20: Day Off

Am Vorabend noch voller Tatendrang die nächste Etappe geplant, habe ich in der Früh spontan beschlossen heute einen Ruhetag einzulegen. Die Stufen hinab zum Frühstück haben die Oberschenkel dem Beschluss vollinhaltlich zugestimmt. Anstatt Up & Down auf der Strecke stehen heute Uppers & Downers in Form von Koffeingetränken und hopfengestopften Elektrolyten am Programm.

Tag 19: Another One Bites The Dust

Aus der Fähre zurück nach Rumänien ist nichts geworden, da ich nun bis Tulcea nicht die geplante Route fahre, sondern den rechten Donauarm entlang. Erstens beinhaltet die geplante Strecke zum Teil Autobahn-Abschnitte, zweitens ist laut den 4 Italienern der rechte Teil der Donau interessanter, drittens führt hier auch der offizielle EV6 entlang und viertens bin ich schon einmal da. Da ist Cernavoda. Die Donau hat sich schon vor einigen Kilometern flussaufwärts geteilt. Hier in Cernavoda beginnt übrigens der Donaukanal, ein Verbindungskanal für die Schifffahrt zum Schwarzen Meer. Luftlinie bin ich nur noch ca 50 Kilometer vom Selbigen entfernt, um das Delta und dann die Küste entlang Richtung Süden nach Constanta abzufahren, liegen aber noch 350 Kilometer Strecke vor mir.
Da Sonntag, war auf den Straßen wenig los, trotzdem hab ich nach 20 km die Bundesstraße verlassen um mehr oder weniger querfeldein mein Tagesziel zu erreichen. Zum Glück waren wenigstens die heftigsten Anstiege alle asphaltiert.
Die heutige Strecke war von einer unglaublichen Vielfalt und alle Gegensätze welche die Gegend zu bieten hat, geprägt. Von Stadt zu Stadt, durch ärmliche, aber landschaftlich reizvollle Abschnitte, durch Dörfer in denen nicht einmal die Hauptstraße asphaltiert ist. Weinberge ähnlich der Südsteiermark, Aulandschaften mit Schilf, Industriegebiete, ausgedehnte Weideflächen wie aus einem Island-Prospekt, Villenviertel und leider auch wilde Mülldeponien mit Open-air-Verbrennungen des Unratres aller Art.
Die Kontakte mit den zahlreichen Straßenkötern verliefen bisher ja zum Glück alle unproblematisch. Heute mussten mich allerdings zwei Mal die jeweiligen Hirten aus der Umzingelung ihrer Hunde befreien, deren zähnefletschende und ungemütlich knurrende Erscheinung meine bisherige Taktik zum Verstummen brachte, da vollkommen wirkungslos. Die Hunde verteidigen ja nicht nur ihr Revier,  sondern haben eine Herde zu beschützen. Dazu sind sie da, und das machen sie auch wirklich gut. Scheinbar im Schatten schlafende Hunde werden in Bruchteilen einer Sekunde zu wilden Bestien. Problemlos jedoch die Durchquerung von Rinderherden, der Jahreszeit entsprechend mit zahlreichen Jungtieren. Immer im Schritttempo, mit größtmöglichem Abstand zu den Kälbern.
Lustig zu fahren die Downhill-Trails wegen dem vielen Gepäck jedoch ziemlich gebremst. In einer Furche bin ich leider mit dem linken Pedal irgendwo etwas zu heftig angeschlagen, dieses knackst nun bei jedem Tritt sehr verdächtig. Bei einer Kontrolle konnte ich aber keine sichtbaren gröberen Schäden feststellen, vor allem sind die Kugellager und die Tretkurbel noch in Ordnung. Hoffentlich hält das Pedal noch bis zum Ende der Reise.
Hervorragend hält sich auch der Staub  von den Schotterpisten, jetzt wo ich endlich den ganzen Dreck der Serbien-Schlammschlacht auf dem Weg nach Negotin los war. Bis auf Höhe der Radnaben ist von der Farbe der einzelnen Bauteile nicht mehr viel zu erkennen.

https://kommunismusgeschichte.de/jhk/jhk-2012/article/detail/der-donau-schwarzmeer-kanal-eine-grossbaustelle-des-kommunismus/


Samstag, Mai 19

Tag 18: Pump it up

Heute stand mit 60 km die bisher kürzeste Etappe auf dem Programm. Dafür ähnliches Auf und Ab wie zwischen Lannach und Deutschlandsberg. Campingplätze sind äußerst rar in dieser Umgebung, deshalb genieße ich nun täglich den Komfort von Hotels. Bergauf ein wenig mühsam das ganze Campingequipment mitzuschleppen, aber nach Hause schicken ist mir auch ein wenig unsympathisch, denn Murphy schläft nicht. Genauso wenig wie der Pumpenteufel. Extra für diese Reise hab ich mir eine kleine Pumpe mit Manometer besorgt, welche alle möglichen Ventile bedienen kann und bis zu 11 Bar schaffen sollte. Die Mäntel wollen mit 3,5 bis 6 Bar versorgt werden, also alles bestens. Da die Schläuche dazu neigen stetig ein klein wenig Luft zu verlieren, wollte ich bei einer kleinen Zwischenrast nach einem heftigen Anstieg den Druck des Hinterrades kontrollieren und gegebenenfalls wieder auf die für gut asphaltierte Straßen bewährten 5 Bar bringen. Pumpe aufs Ventil gesteckt, Verriegelung umgelegt und: Pfffffffffffffft. Aus der Pumpe pfeifts wie nur was. Binnen Bruchteilen einer Sekunde Restdruck laut Anzeige 1 Bar.  Nicht gerade ideal, im bulgarischen Nirgendwo. Große Verzweiflung, kurz vor einem Wutausbruch.
Statt Wutausbruch aber Gedenkminute, Pumpe abgenommen, nicht in den ohnedies schon zugemüllten Straßengraben geworfen, sondern die Halteschraube der Druckanzeige wieder festgezogen. Die Energie der Restwut hatte ich dann bitter nötig um mit der Minipumpe den gewünschten Reifendruck in den Schlauch zu bekommen.

Tag 17: Bulgaria, once more

So, wieder in Bulgarien. Aufgrund der letzten zwei Tage heute nur eine 70 Kilometer Kaffeefahrt. Anscheinend gibt es zwischen Rumänien und Bulgarien lediglich 2 Donaubrücken. Beide habe ich mit dem Fahrrad überquert. Um wieder nach Rumänien zu kommen wird's eine Fähre werden.
Bei der Passkontrolle drei Beamte im Häuschen, Bulgarische und Rumänische. Als einer aufgrund des Passes sieht dass ich aus Graz bin, war er ganz aus dem Häuschen und hat lautstark "Sturm Graz, Sturm Graz,..." skandiert. Den beiden Kollegen war's dem Gesichtsausdruck zufolge leicht peinlich.
Um 17:00 Uhr hab ich dann mit reichlich trödeln mein Ziel Tutrakan erreicht. Direkt an der Donau gelegen, in einen Hügel gebaut sitz ich beim ersten Elektrolytgetränk. Mit der linken Körperhälfte der Sonne zugewandt, da diese auf dem Weg in den Osten bräunungstechnisch weniger saturiert.

Freitag, Mai 18

Tag 16: Maschin, Borg mir deinen Lada

Pfuh, 150km sind es auf Grund einer kleinen Fehlnavigation, hab eine Abzweigung versäumt, geworden. Laut Wetter-App hätte der Wind im Laufe des Tages eigentlich drehen sollen, ich habe mit Rückenwind am Nachmittag gerechnet. Leider ist mir lediglich die Vorhersage in den Rücken gefallen, sprich ver-app-ellt.
Meine Aufnahmefähigkeit bezüglich fremder Sprachen ist ja sehr überschaubar. Nach Slowenisch, Kroatisch, Ungarisch, Serbisch, Bulgarisch ist Rumänisch nun die 6. Fremdsprache. Neben Englisch, Deutsch und sogar wenigen Brocken Französisch wird das Ganze gerade zu einem kommunikativen Kauderwelsch der Sonderklasse. Am besten funktioniert eine Art Zeichensprache, gespickt mit mir gerade in den Sinn kommenden Vokabeln verschiedenster Sprachen. Noch hab ich immer alles bekommen was ich wollte. Am Rad drehe ich den Spieß einfach um und versuche gepflegtes Steirisch nach Osteuropa zu exportieren. Menschen werden mit "Grias Eich" begrüßt, aus dem Hinterhalt kommende, bedrohlich bellende Straßenköter mit einem lauten "Hoit di Pappn! Schleich Di!" angebrüllt. Zumindest bei den Hunden hatte ich bis jetzt zum Glück noch jedesmal Erfolg.

Tag 15: Take Five

Bis jetzt bin ich immer durch das zwitschern der Vögel aufgewacht, heute war es das Hundegebell, welches ich im Laufe des Tages noch öfter zu hören bekam.
Das warten auf die Sonne hat sich ausgezahlt, Sonnencreme statt Regengewand. Gegen 15:00 Uhr habe ich mit Bechet mein ursprüngliches Tagesziel erreicht. Die nächste Unterkunft liegt nach einem Snack in Reichweite, also starte ich los, weitere 55km nach Corabia.
Je kleiner die Dörfer, desto freundlicher die Leute. Bei Burschen ist ein "High-Five" sehr beliebt, unterschätzen dabei die zusätzliche Wucht der Geschwindigkeit. Ein folgendes "Aua!" bringt die auf Bänken im Schatten von Bäumen zum Tratsch versammelten Alten zum Lachen. Anderen ist es eine Freude mich mit dem Fahrrad zu überholen, ist aber nicht sonderlich schwer ohne Gepäck gegen meinen Panzer. Zumindest bin ich noch schneller als die zahlreichen Pferdefuhrwerke.
Die Dörfer sehen eigentlich alle ziemlich gleich aus, einstöckige Wohnhäuser mit dahinter liegenden Wirtschaftsgebäuden prägen das Ortsbild. Zweistöckig sind hier nur die Polizeiwachen. Eine Zeitlang fuhr auch ein Wagen der Polizei in ungefähr meiner Geschwindigkeit vor mir her. Zu erst fand ich es noch lustig, von wegen Begleitfahrzeug und so, nach einigen Kilometern dann doch die Frage ob die was von mir wollen, wenn ja, was? Ich muss zugeben es hat ein wenig gedauert, bis ich die Aufschrift "Grenzpolizei" mit der Donau als Grenze zu Bulgarien in Verbindung brachte. Apropos Bulgarien. Ich spiele gerade mit dem Gedanken, nach der morgigen Etappe (ich Trottel hab ein Hotel in 146 Kilometer Entfernung gebucht) 2 Tage in Bulgarien zu radeln, da der Brite so von Bulgarien und der dortigen Küche geschwärmt hat. Ich weiß, Brite und Gute Küche eigentlich Widerspruch.


Dienstag, Mai 15

Tag 14: Highway Star

Heute stand aufgrund des vorhergesagten und auch tatsächlich aufgetreten Regens eine Kurzetappe von 60km ins rumänische Calafat am Programm. Kurz war ich dabei auch in Bulgarien, also wieder ein 3-Länder-Tag.
Inzwischen machen auch Steigungen nichts mehr aus, vor allem wenn wie heute die Abfahrt schlaglochfrei bestens asphaltiert neue Höchstgeschwindigkeiten von knapp über 50km/h erlauben. Kurz nach dieser Abfahrt hab ich einen Briten getroffen, der in 3 Tagen in Belgrad sein muss. Auch er radelt heute nur die 60 Kilometer, also meine Route in die entgegengesetzte Richtung. Da er meinte das bulgarische Widin sei interessanter als Calafat, hab ich dort angekommen gleich einmal einen Bankomaten angesteuert um erstmal einen Kaffee bezahlen zu können. Irgendwie bin ich anscheinend nicht in die richtige Gegend gekommen, also bin ich recht bald wieder zu meinem ursprünglichen Plan zurückgekehrt und habe Calafat angesteuert.
Im Gegensatz zu Serbien ist in Bulgarien und Rumänien der europäische Radweg nicht beschildert. Da der Grenzübergang zu Rumänien eine Autobahnbrücke ist, war es gar nicht so einfach da drüber zu finden. Bei einem LKW-Parkplatz-Kaffee hat mir dann der dortige Parkwächter den Weg erklärt.
Regel Nummer 2: "Glaube nie einem Einheimischen!" Eigentlich wäre ich schon auf dem richtigen Weg gewesen, hab mich dann aber in die Irre, sprich auf die Autobahn mit Fahrverbot für Fuhrwerke und Fahrräder, führen lassen. Schnell wieder runter lautete die Devise, da Brücken ja selten breiter als unbedingt notwendig, was dem Sicherheitsabstand nicht gerade förderlich ist. Da aber der Euro-Velo über diese Brücke führt, war ich mir ziemlich sicher, dass es einen eigens vorgesehenen Weg geben muss, welchen es zu finden galt. Das Navi wollte mich immer wieder zurück auf die Autobahn lotsen, nicht sonderlich hilfreich in dieser Situation. Schlussendlich war der Umweg über 2 Dörfer aber zielführend und ich konnte die Brücke vom motorisierten Verkehr durch Leitplanken getrennt, allerdings einsetzem Starkregen, überqueren. Kaum war ich auf der Landstraße Richtung Calafat, kam wie zur Begrüßung in Rumänien wieder die Sonne raus.
Auf alle Fälle bin ich froh die Grenzgeschichte schon heute erledigt zu haben, so kann ich morgen früh ohne Stress losstarten.

Montag, Mai 14

Tag 13: In the Mud

Regen, Regen, Regen. Nichts außer Regen. Hab mich nun bis Kladovo durchgekämpft, jetzt gibt's erstmal Kaffee und Omelette im Trockenen. Ein Blick nach draussen lässt die Online-Vorhersage, dass es in einer Stunde nachlassen soll, lächerlich erscheinen. Nun gut, hab ich die Regenhose wenigstens nicht umsonst mitgeschleppt. Aber die Vorhersage hält was sie versprochen hat und weiter geht's. Eigentlich wollte ich heute einen Campingplatz ansteuern, bei dem Wetter hab ich mich aber dazu entschlossen in die nächste größere Stadt, Negotin, durchzubeissen und ein Zimmer zu suchen. Was ich schlussendlich nach 103km auch geschafft habe.
Regel Nummer 1: Bei, vor und/oder nach einem Regen NIE die Hauptstraße verlassen. NIE, NIE, NIE!!! Auch nicht wenn das Navi es gerne so hätte, und schon gar nicht wenn noch dazu auch die Wegweiser in die Richtung deuten. Sobald der Asphalt aufhört, beginnt das versinken im Gatsch. Die Reifen sammeln den halben Weg auf, und geben diesen in den Kotblechen, spätestens an den Bremsen wieder ab.
Zwei dieser Wege konnte ich ja ausweichen, einem dritten bin ich leider zum Opfer gefallen. Das kommt davon wenn man bei der Routenplanung zwanghaft versucht Höhenmeter zu vermeiden.

Sonntag, Mai 13

Tag 12: Day-Off

Einzige Aufträge heute: Wäsche waschen und Mutti anrufen, da ja Muttertag.Beides erledigt. Nun hoffe ich auf eine Übertragung des Formel1-Rennens im serbischen Fernsehen. Aus dem Tatort wird trotz Fernseher sicher nichts, aber vielleicht eine Fischsuppe beim Wirt.

Tag 11: Das Glück des Tüchtigen


Um 9:00 Uhr war ich dann nach allen Erledigungen und Auffüllen der Wasservorräte auf der Straße. Seit der Fähre ist das linke Donauufer schon Rumänien, ich bleibe aber so lange wie möglich ausserhalb der EU, sprich in Serbien. Die ersten Kilometer gingen angenehm flach dahin, kaum Wind, leicht bewölkt. Landschaftlich endlich einmal Abwechslung, Berge anstatt unendlicher Weiten. Dies machte sich auch sehr bald in den Wadeln bemerkbar. Immer wieder ging es von Donauufer-Niveau bergauf und bergauf. Im Alltag benötige ich ja vorne das kleinste Ritzel eigentlich so gut wie nie, hier wäre ich ohne es verloren. Mit der kleinst möglichen Übersetzung, also ca 7-8 km/h geht's hinauf, mit den Gedanken immer bei der nächsten Abfahrt, hoffend das diese bereits nach der nächsten Kurve auf mich wartet. Spielt sich aber meistens nicht. Neben der Abfahrt ist auch die jeweilige Aussicht auf die Donau mit den steil abfallenden Steinufern die Strapazen mehr als wert, vom Wind bleibt man größtenteils verschont. Nicht verschont blieb ich allerdings vom Wetter, welches auf Höhe des Eisernen Tores mit Blitz und Donner seine Schleusen öffnete. Zum Glück fand ich, noch bevor es so richtig anfing zu Schütten, Unterschlupf in einer Art Bushaltestelle bzw Müllsammelstelle. So genau kann man das hier nicht sagen. Kurz darauf wieder die ersten blauen Löcher in der Wolkendecke, nur noch leichtes Nieseln, also weiter. Auf die Regenjacke konnte bald verzichtet werden.
Ein wenig Beunruhigend die vielen Felsbrocken auf der Straße, einige so groß wie Mauerziegel. Der viele Regen in Verbindung mit der sehr dürftigen Hangverbauung, nicht sehr angenehm. Fahrtechnisch aber irrelevant, ob man Schlaglöchern oder Steinen ausweicht.
Spannend waren auch die vielen unbeleuchteten Tunnels. Aus dem Sonnenlicht kommend, fährt man trotz eigentlich sehr hellem Vorderlicht   in ein schwarzes Loch. Da ist man über jeden Reflektor an Rad und Packtaschen froh, um wenigstens gesehen zu werden, wenn man schon selbst nichts sieht bis sich die Augen an die Lichtverhältnisse angepasst haben.
Natürlich folgte auf den Sonnenschein wieder Regen, noch heftiger als zuvor, nur war mein Unterstand diesmal etwas ungemütlicher. Ein kurzer Seitenstollen eines Tunnels, weniger Müllhalde, sondern Notdurft-Verichtungsstätte mit entsprechender Duftnote. Hier bleibt man auf gar keinen Fall länger als unbedingt notwendig.
Langsam kamen Zweifel, die heutige Etappe nicht rechtzeitig in einer Pension beendet zu haben. Bis zum nächsten Dorf mit Unterkünften fehlten noch 20km. Quasi "Rue de la Kack". Große Erleichterung als der Regen nachließ und ich die Fahrt wieder aufnehmen konnte. Im Dorf dank Abfahrt rasch angekommen, fast aus dem Supermarkt geworfen, vom Polizisten sehr finster angeschaut, hatten 2 Pensionen kein Zimmer für mich. Auch schon egal, weitergefahren. 14 km ins nächste Dorf mit Unterkünften auf der Karte, allerdings ohne Steigungen.
Nach insgesamt 123 Tageskilometern in Tekija angekommen und für 2 Nächte in einem herrlichen Privatappartement mit Blick aufs rumänische Orschowa eingecheckt.

Samstag, Mai 12

Tag 10: Ein Schiff wird kommen

Da ich Französisch in der Früh sprachlich ja überhaupt nicht aushalten, Zelt abgebaut, Gepäck aufs Rad gezurrt, Abfahrt 8:00 Uhr, ohne Kaffee. Das erste Mal auf dieser Tour hab ich im Zelt so wirklich gut geschlafen. So habe ich auch nicht mitbekommen, dass mein Fahrrad in der Nacht umgefallen ist. Zum Glück nicht aufs Zelt, sondern auf die andere Seite. Darum ist links jetzt auch der Bremshebel leicht verbogen. Die Bremse aber noch intakt. Bis aufs Vorderlicht auch sonst noch alles dran, trotz Rüttelpisten und Ballast. Das Gehäuse vom Licht ist mir schon irgendwo an der Grenze zu Kroatien abgebrochen. Einen Kabelbinder und 2m Isolierband war alles wieder wo es hingehört, und funktionstüchtig. Ein Ausfall wäre fatal, da das Licht, vom Nabendynamo gespeist, das Telefon mit Strom versorgt. Kein Strom, kein Navi, kein Blog. Nur das Rücklicht funktioniert nicht mehr so wie es soll, ist aber nicht weiter schlimm, da habe ich noch so ein Blinki-Blinki-Aufsteckding mit.
14:00 Uhr. Vor 2 Stunden, bei einer Zigarettenpause im Schatten eines Baumes hielt ein Traktor und der Fahrer hat versucht mir in sehr bruchstückhaftem  Englisch bezüglich der Route irgendwas zu erklären. Alles was ich verstand war "Bridge". Jetzt, 2 Stunden später, ist alles klar. Diese Brücke gibt es nicht. Zum anderen Ufer wird mittels Fähre übergesetzt, alle 3 Stunden, natürlich um eine halbe Stunde versäumt. Die schlechte Nachricht, mein Tagesziel werde ich trotz der heute bereits 65 gestrampelten Kilometer nicht mehr erreichen. Die Gute: Kaffee, Bier, Salat, Cevapi, Bier,...
21:00 Uhr, Vienko Gradishcie. Beim warten auf die Fähre sind auf einmal 4 lustige Italiener aufgetaucht, mit ihnen bin ich bis hierher geradelt, sie noch weiter in die nächste Ortschaft, wo sie bereits ein Hotel gebucht haben. Ihre Tour zu den griechischen Göttern, sprich Berg Athos ist komplett durchgeplant, so mit gebundenem Tourbuch und allem. Respekt. Mir ist dann aber doch die Variante der österreichischen Gemütlichkeit lieber. Auf alle Fälle haben sie mir wertvolle Tipps für die Rückreise gegeben, und mich in meiner Wahl des Favoriten bestärkt. Die Fernbus-Variante wird's wohl werden.
Der Campingplatz hier ist Culture-Clash vom feinsten. Der Ort an sich der touristischte bisher in Serbien, sprich Ballermann für Belgrad und Umgebung. Der Betreiber ist im 22. Wiener Gemeindebezirk aufgewachsen, mit abgeschlossener Gastronomiefachmann-Ausbildung im Ersten. Da wird dann gleich einmal Heineken serviert. Der Keller war dann aber sehr erfreut, dass ich lokale Biere bevorzuge. Mit perfektem Serbian-Slapstick-Monty-Python-English inklusive dazugehöriger Mimik und Gestik hat er beim einschenken auf die exzellente Qualität des Jelen-Bier, mir bereits wohl bekannt, hingewiesen. Prost.

Freitag, Mai 11

Tag 9: Save is Save

11:00 Uhr, Kaffeepause in Belgrad. Städte kosten Zeit, zuviel zu schauen. Eigentlich rolle ich nur so am Kai entlang. Gerade habe ich auch noch die Save überquert (Steiermarkbezug), welche ja in Belgrad in die Donau mündet. Am Ende der Brücke gibt es sogar einen Lift für Fahrradfahrer, denn die Abfahrt um wieder auf den Radweg zu gelangen ist ein wenig kompliziert. Leider ist dieser Lift defekt. Also gegen Einbahnen mit zweimaligem verfahren bin ich dann doch noch am unteren Ende des Liftes  angekommen. Das Wetter: bewölkt und leichter Wind.
17:00 Uhr. In Belgrad war ich noch auf einer Bank die großen Scheine gegen  kleine einzuwechseln. 2000er will niemand annehmen, da viel Falschgeld kursiert. 2000 Dinar sind ca. 20 Euro. Die Fahrt aus Belgrad war eine Autobahnbrücke, auf der Radfahrer, aus Mangel an Alternativen, toleriert werden. Der Wind wird stärker, so geht's einigermaßen langsam dahin, dafür wieder auf einem Radweg neben der Straße durch ein Industriegebiet. Hier überholen mich 2 Salzburger, am nächsten Supermarkt warten sie aber auf ein gemeinsames Bier im Schatten. Sie sind eben erst in Belgrad losgefahren und mit Rennrädern unterwegs.
Schlussendlich hab ich dann den Campingplatz nach 70 km angesteuert, die 40 zum nächsten wollte ich dann nicht mehr auf mich nehmen. Ist hier eigentlich schon mehr ein Heimgartenverein, offiziell darf man eine Nacht bleiben, will man länger mussan zur öffentlichen Polizei wegen der Registrierung. Dafür Kostenfrei und mit den angenehmsten Sanitäranlagen bisher.

Nur leider keine Kneipe oder Bar in der Nähe, darum dann die Notfall-Küche ausgepackt und gekocht. Mahlzeit.

Mittwoch, Mai 9

Tag 8: What goes up, must come down.

11:30 Uhr, Novi Sad nach 42 km erreicht, erstmal habe ich auf der Donau Platz genommen, besser gesagt auf einem Gastro-Schiff. Am gegenüberliegenden Donauufer die imposante Befestigungsanlage, ein Frachtschiff mit 2 Zusatzdingern stromaufwärts unterwegs.
Gestern habe ich mir noch schnell eine neue Kappe besorgt, die Alte hab ich irgendwo zwischen Hakany und Backa Palanka angebaut. Mein Haupthaar ist ja nicht mehr so ganz geeignet die Kopfhaut vor den Einflüssen der Sonne zu schützen.
15:00 Uhr. Kaffee, und vor allem einmal Pause. What a Ride!!! Kurz nach Novi Sad ging's ab ins Unterholz, auf Waldwegen, da ist jeder Pfad zu einer Almhütte eine Autobahn. Machte neben der Anstrengung aber auch gewaltig Spaß, hatte was von einem Mountainbike-Trail. Ein bisschen bereue ich es schon keine GoPro dabeizuhaben. Dann ging's auch noch mitten durch eine Eisenbahnbaustelle, da verblassen Semmering und Koralm gemeinsam vor Neid. Endlich alles geschafft, folgte auch noch der bisher zweitärgste Anstieg der bisherigen Tour. Motiviert von der kommenden Abfahrt aber leicht bewältigbar. Eine neue Höchstgeschwindigkeit, bei 45,7 bremste ich das Rad dann doch ein, mit dem ganzen Gepäck wird's etwas wackelig. Langsam wurde es dann, trotz Gefälle auf Kopfsteinpflaster, sieht zwar Weltklasse aus, hat sich aber aus guten Gründen auf Dauer nicht bewährt.
19:00 Uhr Kurz vor dem gesteckten Tagesziel, ein Campingplatz vor Belgrad, auf der rechten Seite wie aus dem Nichts ein Hotel. Wie ferngesteuert eingebremst und eingecheckt. Rainforest-dusche genossen, Bier bestellt.
115 Tageskilometer, Prost.

Dienstag, Mai 8

Tag 7: Like a Rolling Stone

So, die erste Woche ist um! In der Früh das Zelt abgebaut, den Drahtesel aufgesattelt und losgeradelt. Gleich bei der ersten Tankstelle stehengeblieben um die Wasservorräte aufzufüllen. Die. Karte und das Navi gaben auf der heutigen Strecke nicht viele Ortschaften her, und sicher ist sicher. War auch gut so. Die Route führte gleich einmal auf den Damm und dort blieb sie auch, jedoch ohne Blick auf die Donau. Die gute hielt sich den ganzen Tag versteckt, wie leider auch das kroatische Vukovar, auf welches mir ein dichter Wald den Blick verwehrte. Nicht im Verborgenen blieben jedoch die unzähligen Schlaglöcher, sofern der Weg überhaupt asphaltiert war. Landschaftlich reizvoll, aber zäh. Zumeist fuhr ich auf Schotter- und Sandpisten, und das ganze 50km lang.  Wenigstens die letzten 25km waren asphaltiert und so bin ich nach insgesamt 75 Tageskilometern in Backa Palanka (Plankenburg) gelandet. Eine nette, übersichtliche Kleinstadt zwischen Vukovar und Novi Sad.
Das erstaunlichste des Tages: Der erste Kaffee erst um 18:00 Uhr!

Tag 6: Goodbye Drau, Hello Donau

11:20 Uhr, 28 km sind geschafft und ich sitze in Gat beim ersten Pausen-Kaffee. Die letzten 15km fuhr ich auf einer Kfz-Europa-Route, also die grünen Taferl mit dem E vor einer Nummer. Und bei den E-Nummern muss man ja sowieso immer aufpassen. War aber bei weitem nicht so schlimm wie die letzte Hauptverkehrs-Situation.
Schön langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, mir die Trittkraft richtig einzuteilen. Wie viel "Stoff" gibt man bergauf oder bei Gegenwind. Die Kraft sollte ja bis zum Ende des Tages reichen. Auch psychisch komme ich besser zurecht, wenn zB nach einer Abzweigung eine unendlich erscheinende Gerade auftaucht.
15:20 Uhr. Nach 62km erreiche ich Osijek, für eine Stadtbesichtigung bleibt keine Zeit, da ich heute noch nach Serbien will. Der einzige Auftrag hier lautet, restliche Kuna in Dinar zu tauschen. Die vierte Währung im Börserl. Ist man ja dank Euro gar nicht mehr gewohnt. Aber das hat man davon an einem Tag mit dem Rad 2 Flüsse in 3 Staaten zu bereisen. In der ersten Bank hatte ich keinen Erfolg und man erklärte mir dass wohl in ganz Kroatien keine Dinar zu bekommen wären. Dies stellte sich zwei Häuser weiter als Falschinformation heraus und ich  konnte wie gewünscht wechseln. Meine Kuna wurden per Rohrpost am Beratungsplatz abgeschickt, wenige Augenblicke später kamen dafür im Gegenzug die gewünschten Dinar per Rohrpost an.
19:20: So da bleib ich jetzt (für heute). Bin in Serbien, das erste Mal auf dieser Reise die Donau erblickt. Im Niemandsland an der Grenze, die Donau ja Grenzfluss. Laut Navi nur noch ca 5 km bis zu einem Campingplatz. Da dieser Campingplatz eine Facebook Seite betreibt, ging ich davon aus, dass es diesen auch gibt. Facebook.  Dort wo der Campingplatz sein sollte, befindet sich ein Slum mit ärmlichsten Hütten, aber lauter freundlichen Gesichtern. Sofort ca 15 lächelnde Kinder um mich herum. Auf die Frage nach Camping zeigten alle in die selbe Richtung. Eigentlich konnte ich nicht so recht daran glauben, dass da noch was kommen sollte. Der Weg wurde immer enger und enger, zum Schluss nur noch ein Pfad, schon so eng dass der Lenker schon fast im Gestrüpp hängen blieb. Dann auch noch Bahngleise, über die ich das Rad heben musste. Immer mehr zweifelte ich am angepeilten Ziel, doch zurück fahren war mangels "Plan B" auch nicht wirklich eine Option. Außerdem muss der Weg ja auch irgendwo enden. Auf alle Fälle ging es wieder ungefähr Richtung Grenzübergang, also Zivilisation. Und Tatsächlich, wie aus dem Nichts, auf einmal eine asphaltiete Querstraße. Nach 100 weiteren Metern ein kleiner See mit Strandbar. Auf Nachfragen sei der gesuchte Campingplatz noch ein kleines Stück weiter, aber ich könne mein Zelt gerne auch hier aufschlagen. Also Wild-Camping wie damals, in Griechenland. Auch das Bier schmeckt, ist aber nach 102 Tageskilometern auch nicht sonderlich überraschend. Hauptsache Elektrolyte.

Sonntag, Mai 6

Tag 5: Day-Off, Campingstudien

Es gibt ja unzählige Möglichkeiten zu campen, kann man sich gar nicht vorstellen. Darum möchte ich meine hier am Campingplatz gewonnenen Eindrücke teilen.
Zuerst die Einteilung nach Nationen.

Der Holländer:
Wohl die Campingnation schlechthin, hier aber nicht vertreten. Dem Gebirgsösterreicher aber ohnedies ausreichend bekannt, wenn so ein Flachländer mit rauchender Kupplung vergebens versucht sein Gespann eine Passstraße hinaufzuquälen um dann beim nächsten Service auch gleich die Bremsen richten zu lassen, weil ja auch bergab problematisch.

Der Deutsche:
Unter den hier anwesenden ca 20 Campern die größte Gruppe. Sofern aus Bayern, bekundet die dazugehörige Flagge die Liebe zum Freistaat. Da heute Sonntag, wird das Allerheiligste, also das Mobil, geputzt und auf Hochglanz poliert. Ohne Sonnenbrille Erblindungsgefahr. Die Teleskopleiter wird ausgefahren um selbst das Dach zu inspizieren und die Satelliten-Schüssel penibelst nachjustiert um für das Hauptabendprogramm gerüstet zu sein. Weil heute ja Sonntag, sprich Tatort.

Der Brite:
Nach dem Deutschen die hier am zweitstärksten vertretene Gruppe, dafür aber die mit Abstand am lauteste. Reist mit Bus plus Wohnwagen und in Familienclans, welche sich untereinander aber nicht so gut verstehen und denen somit durch nächtliche Ruhestörung bis 2:00 Uhr morgens inklusive Polizeieinsatz der Zorn der restlichen Camping-Gemeinde sicher ist.
Zum Glück heute alle abgereist, weil heute ja Sonntag, sprich Tatort.

Der Österreicher:
Verhält sich ruhig, macht sich so seine Gedanken, trinkt Kaffee, raucht, und versucht sich in nonverbaler Freundlichkeit um nicht mit anderen in einen Sprachtopf geworfen zu werden.

Nun zu den unterschiedlichen Typen des Camping.

Der Individualreisende (also ich):
Minimal unterwegs, auf das Nötigste reduziert, halt alles was man mit Hilfe von Packtaschen und Gepäckträger auf ein Fahrrad schnallen kann. Für ihn fällt Tatort heute aus, ob Sonntag oder nicht.

Der VW-Bus Tourist:
Meist mit zusätzlichem Wohnzelt für das Campinggestühl verdoppelt er seine Stellfläche um platztechnisch mit den folgenden Gruppen einigermaßen mithalten zu können und es abends vor Wind, Wetter und Mosquitos geschützt und gemütlich zu haben. Tagsüber selten am Campingplatz anzutreffen, da Ausflüge mit dem extra dafür mitgebrachten Falträdern die Urlaubsplanung bestimmen. Eine Evolutionsstufe darüber  der VW-Bus mit leichtem Anhänger, da auch die Liegestühle, der Gasgrill und die Satelliten-Schüssel samt Stativ mit müssen. Weil heute ja Sonntag, sprich Tatort.

Der Wohnwagen und Wohnmobil-Kapitän bis 3,5t:
Eigentlich ja zwei ganz unterschiedliche Fahrzeuggattungen, wenn aber einmal abgestellt, sind die Unterschiede zu gering um von verschiedenen Gruppen zu sprechen. Er verbringt die wohlverdiente Ruhezeit in Campingstühlen vor seinem Gefährt, um die Investition der Pensionierungs-Abfindung auch richtig auszukosten. Die Satelliten-Schüssel ist am Dach montiert, somit wird auf dem freigewordenen Stativ eine Wäschespindel appliziert. Falls nicht, wird das eigene Refugium durch die gespannte und bestückte Wäscheleine wirkungsvoll abgegrenzt.

Der Luxus-Camper bis 7,5t:
Auch hier ist zumindest ein Vertreter dieser Spezies anzutreffen. Seinen anscheinenden Lottogewinn stellt er offen zur Schau, ohne jedoch arrogant zu wirken, großes Camper-Ehrenwort. Das Vehikel ein bis zum geht nicht mehr aufgemotzter 7,5-tonnen-Lkw, ausgestattet mit Allem was das Herz begehrt. Die Wohnfläche größer als so manche Zweizimmerwohnung. Dem nicht genug, parkt direkt dahinter das sportliche Kleinwagen-Cabrio für den Einkauf des täglichen Bedarfs und Spritztouren zu den lokalen Sehenswürdigkeiten. Nachmittags wird C(h)ampus serviert, das Vorgarten-mobiliar mindestens 3 Mal so schwer wie meine gesamte Ausrüstung. Die mitreisenden Kleinhunde werden zur sportlichen Ertüchtigung der Herrchen im Tour-de-France-Trikot mit dem E-Bike samt Anhänger äusserln geführt. Die Bildschirm-Diagonale des vollintegrierten Heimkino-Flatscreens übertrifft die Dimension meiner Touring-Bike-Reifen bei weitem. Weil heute ja Sonntag, sprich Tatort.

Samstag, Mai 5

Tag 4: Forint gewinnt

Gestärkt vom ham&eggs-Früstück die erste Kaffee-Pause um 12:30 nach 55 km am Zähler. In der Nacht hat es heftig geregnet, der Himmel trüb. Es dauert nicht lange und es fängt an zu tröpfeln. Zum Glück blieb es dabei und es war ganz angenehm zu fahren, dank der durchaus willkommenen Abkühlung.
Anscheinend fahre ich hier durch die Kornkammer Kroatiens, leicht hügelig und Felder soweit das Auge reicht. Dorf um Dorf lasse ich auf den angenehm zu fahrenden Landstraßen hinter mir. Kurze Begegnung mit einem anderen Wahnsinnigen der dem Aufdruck auf dem T-Shirt nach den Iron Curtain Trail Richtung Norden bestreitet. Der hatte es eilig und blieb nicht stehen.
Um 19:00 sitz ich mit aufgebauten Zelt in Hagany, Ungarn, beim ersten Bier und warte auf die bestellte Gringo-Pizza. Ein Überaschungs-Abenteuer, weil mein Ungarisch mehr als eingerostet. Die Überraschung schlussendlich mit Ei.
Ungarn stand eigentlich nicht am Plan, aber die Kroaten haben es in dieser Gegend nicht so mit Campingplätzen. Macht aber nix, so hab ich ein Land mehr auf meiner Liste, und auch eine Währung mehr im Börserl.
Morgen, Sonntag ist Pause und Regeneration angesagt, so 400km in 4 Tagen mit ordentlich Gepäck am Fahrrad können ganz schön Schläuchen. In Summe habe ich somit 2018 die ersten 1000km komplett.

Tag 3: Mur Revisited

Abfahrt um 8:40, nach einer Stunde erreiche ich den Einmündung von Mur und Drau. Stell mir Grad vor, das die Murinsel als MS Aconci an mir vorbei treibt. Vollkommene Idylle, außer Vogelsang herrliche Ruhe.
Die Lektion des Tages: Never stop in the Forest. Mosquito-Attack Hilfsausdruck.
Die heutige Etappe führt zum Teil entlang des Iron Curtain Trail, einem EU-Fernradweg, wie der Name schon sagt, dem ehemaligen Eisenen Vorhang folgend. Die Beschilderung des Drauradwegs ist besser als erwartet, nur manchmal mit Umwegen behaftet. Da heißt es öfter Mal stehenbleiben und mit der eigenen Route vergleichen. Ist aber immer wieder beruhigend die blauen Schilder  zu entdecken.
Der Weg führt durch kleine Dörfer, mit Häusern zum Teil hübsch in Schuss, zum Teil aber auch aufgelassen und halb verfallen. Alles Kleinkeuschler. In jedem Hinterhof zumindest Hühner und auch anders Nutz-Getier. Nur der Bohrturm an dem ich vorbei komme passt so gar nicht ins Bild. Hab ich andererseits auch noch nie "in Echt" gesehen, passt also.
Ortsgebiete oder Geschwindigkeitsbegrenzungen scheint es hier nicht zu geben, es gibt nur a Gas. Bis auf ca 1,5 km Hauptverkehrsroute welche sich nicht vermeiden ließen, mit ausreichend Sicherheitsabstand der überholenden Fahrer. Soweit es ging bin ich dort auf den sehr sehr holprigen Fußweg ausgewichen. Sehr sehr langsam, aber better safe than sorry.
Um 17:45 sitz ich nach 99 Tageskilometern geduscht beim Belohnungs-Pivo kurz vor Virovitica, wegen der Elektrolyte warats.

Donnerstag, Mai 3

Tag 2: Wie ein Segel gegen den Wind

So, Gewitter in der Nacht, das Zelt somit nass. Die Mitnahme der Schiunterwäsche  hat sich schon bezahlt gemacht. Ich habe ja mehr Angst vorm erfrieren als vor  dem verhungern. Die Nacht war Arschkalt.
Denn Kaffee gab's erst bei der ersten Pause gegen 10:30. Unglaublich eigentlich, wer mich kennt. Noch unglaublicher, der Espresso um einen Euro war ausgezeichnet. Da bleibt die Handpresso eingepackt.
Kurz nach Ptuj dann gleich die tägliche Umleitung, der Umweg aber kurz und flach.
Einen Moment glaube ich die Navigation leitet mich auf eine mautpflichtige Autobahn, aber falsch, Grenzübergang, ich bin in Kroatien. Grenzübergänge bringen aber auch einiges an Verkehr. Die LKW blasen mir um die Ohren, trotz Fahrradstreifen am Fahrbahnrand nervig und mühsam. Noch mühsamer allerdings immer stärker werdender Gegenwind, welcher mich regelrecht verbläst. Gegen 2 Uhr bin ich bereit für den nächsten Kaffee in Varazdin. 45km sind geschafft. Der Wind kennt aber keine Gnade und so geht's schleppend voran. Bin froh wenn der Tacho 15 kmh anzeigt, meistens allerdings empfindlich weniger.

Um18 Uhr dann ein Schild am Strassenrand: "Hotel Golf". Da muss ich nicht lange überlegen, ich setz den Blinker und werfe den Anker. Und siehe da, ein Braukessel! Ein Hotel mit eigener Brauerei. Diese Zeilen schreibe ich bei einem hervorragenden Schwarzbier, welches sehr an das Red-Ale eines Radkersburger Craftbeer- Produzenten erinnert (Mur-Bezug!).

Mittwoch, Mai 2

Tag 1: auf die Plätze, fertig...

Keine Fanfare der Blaskapelle, keine Begleitung des örtlichen Radclubs, nicht einmal ein Ständchen vom Singkreis, so geht's los.
Über den Steinberg nach Graz, der Bahn entlang Richtung Süden, da kommt gleich Reisestimmung auf und es geht flüssig dahin. Dann ein kleiner Einbruch zwischen Leibnitz und Ehrenhausen. Aber die Grenze naht, das gibt neuen Schwung und Energie. Die sanfte Steigung nach der Grenze wird zum Klacks. Bitter dann die nächste Steigung, die ist heftig. Wenn man da zum Frühstück keinen Fitness-Papst verspeist hat, heißt es absteigen und schieben. Deshalb fahr ich ja alleine, ist weniger peinlich. Zur Belohnung für die Strapazen dann die Abfahrt nach Maribor, inklusive Deluxe-Salat und 2 Union. Hab ich mir wie ich finde verdient, der Tacho sagt 83km abgespult. Außerdem ist der erste Fluss und das erste Land abgehakt.
Bei der Weiterfahrt Richtung Ptuj meldet sich schön langsam der Körper. Das Spiel heißt "Trittkraft vs. Sitzfleisch". Die Wandel gewinnen, sitzen wird zunehmend unangenehmer. Aber die Strecke spielt den Beinen unangenehm mit, es geht bergauf, bergab... das Spiel endet unentschieden. Dann auch noch eine Baustelle, Straße gesperrt, Umleitung über Weinberge. Da gehe ich lieber das Risiko ein, umkehren zu müssen, aber ich habe Glück. Nach 2km Schotter wieder Asphalt.
Schlussendlich komm ich nach 115 Tageskilometern gut am Campingplatz Ptuj an, Zeltnummer 11, der Ohrwurm ist gesichert.

Samstag, April 28

erste Packversuche

So, die ersten Packversuche verliefen ganz zufriedenstellend. Packtaschen hinten und vorn, Lenkertasche, Zelt und Solarzelle auf den  Gepäckträger geschnallt. Sobald der neue Reisepass da ist, also Mitte nächster Woche hoffentlich, geht es los...

Mittwoch, Februar 7

Die Route: von Graz nach Constanta

Von Graz gehts nach Spielfeld. Dort verlasse ich die Mur Richtung Marburg. Der Drau entlang zur Donaueinmündung in Osijek. Von Osijek der Donau entlang bis ans Schwarze Meer.

Dienstag, Januar 30

Vorbereitungen

Die Vorbereitungen laufen schön langsam an.
Die Route ist im großen und ganzen geplant, die Entscheidung für eine Navi-App nach unzähligen Versuchen und Vergleichen gefallen. Packtaschen (Front- und Backroller, Lenkertasche) warten aufs befüllen.
Unzählige Fragen wollen noch geklärt werden. Was nimmt man mit, auf was wird verzichtet. Das Eine zu groß, das Andere zu schwer. Das Eine zu teuer, das Andere zu filigran.
Wirklich fix ist nur der Termin, Anfang Mai geht es los!